Differenziertere Gestaltung der erstmals farblich sehr schlichten Rathausfassade.
Bauherr Der Magistrat der Stadt Hessisch Lichtenau
Planung Der Magistrat der Stadt Hessisch Lichtenau
Farbentwurf Brillux Farbstudio Münster
Ausführung Malerbetrieb Volland Hessisch Lichtenau
Das 700 Jahre alte Städtchen Hessisch Lichtenau ist nicht nur Heimat von Frau Holle, der wohl bekanntesten Märchenfigur der Gebrüder Grimm, sondern bietet ein sehr geschlossenes Fachwerkensemble in der Innenstadt (ca. 130 Gebäude), ein altes Rathaus (1665) und direkt daneben eine gotische Stadtkirche aus dem 15. Jahrhundert.
Im Jahr 2006 präsentierte sich Hessisch Lichtenau als Veranstaltungsort des Hessentages. In diesem Rahmen wurde auch das Rathaus einer Fassadensanierung unterzogen. Grundsätzlich sollte die vorhandene Farbrichtung der Gefache und Balken beibehalten werden. Aber dennoch sollte die einstmals farblich sehr schlichte Fassade in sich differenzierter gestaltet werden und mittels Farbe die einem Rathaus entsprechende höhere Wertigkeit erhalten. Doch wie geht man diesen sicher nicht ganz einfachen Balanceakt an? Kann man mittels der Farbgebung dem Betrachter immer wieder neue Details und interessante Blickwinkel eröffnen, je näher er der Fassade kommt?
Bei der Planung wurde die in der Innenstadt vorhandene Fachwerksubstanz hinsichtlich der Farbigkeit analysiert. Die für die Region typischen farbigen Hölzer sind auch am Rathaus ein wichtiges Gestaltungselement. Hierfür wurde ein Blaugrau gewählt.
Die neu gewählte Gefachefarbigkeit gibt dem Gebäude die ihm gebührende Wertigkeit und Betonung innerhalb des Innenstadtbereiches. Trotzdem integriert sich das Gebäude ins Gesamtensemble, da andere Gebäude graue, ockerfarbene oder rote Begleitstriche aufweisen und somit diese Farbigkeit in abgewandelter Form wieder aufnimmt.Der leichte Orangeanteil im Gefache und der Blauanteil führen zu einem dezent vorhandenen Komplementärkontrast durch den sich die Gefache und Hölzer gegenseitig in der Wirkung steigern. Dies wird durch die Farbakzente im Gebälk und den Verzierungen – in kräftigem Braunocker, Dunkelrot und Dunkelblau – weiter verstärkt. Die Eckschnitzereien und Balkenlagen erhielten durch farbliche Absetzungen ihre ursprüngliche Wertigkeit, Kleingliedrigkeit und Betonung zurück und erstrahlen in neuem Glanz. Dem Betrachter eröffnen sich immer wieder neue Details und interessante Blickwinkel, je näher man der Fassade kommt.
Der für die Region typische Begleitstrich um die Gefache wurde wieder aufgenommen. Die vorhandenen Kasein-Figuren im Gefache wurden in einem hellen Blaugrau und leicht farbigen Weiß behandelt und integrieren sich damit einerseits in die Fassade, bleiben aber dennoch das Besondere und machen das Rathaus so einzigartig.