Grau ist nicht gleich grau.
Standort Lessingstraße 16, Freiburg
Bauherr Stadt Freiburg, Gebäudemanagement
Planung Böwer Eith Murken Architekten Freiburg
Ausführung Außen: TBS GmbH, Freiburg, Veeser GmbH & Co. KG, Freiburg Innen: Malerwerkstätten Heinrich Schmid GmbH + Co. KG, Freiburg
Zweckmäßig, funktional und wirtschaftlich: Nach dem Vorbild von Le Corbusier entstand in den 1970er-Jahren unter anderem das Rotteck-Gymnasium in Freiburg. Ein zweigeschossiges Gebäude mit vielen Versätzen sowie einer geschosshohen Fuge in Form eines Fensterbands zur Belichtung der Halle. Den Abschluss bildet ein ebenfalls zweigeschossiger, quadratischer Klassenturm.
Der Lattenabdruck der verwendeten Rauhspundschalung prägte die Ausstrahlung der Betonfassade, und auch innen beherrschte Sichtbeton die Atmosphäre. Das architektonische Engagement der Architektengruppe 4, die die Schule seinerzeit entworfen hatte, war ambitioniert und zukunftsfroh, „doch den Schülern war es zu grau“, bedauert Reinhard Böwer von Böwer Eith Murken Architekten aus Freiburg. In gut gemeinten Anstreichaktionen versuchten die Schüler, Farbe in den Bestand zu bringen.
Dennoch war der Eindruck, den Reinhard Böwer bei einer ersten Besichtigung des Umbauvorhabens gewann, genauso düster wie das in die Jahre gekommene Gebäude. Im Laufe der Zeit hatte so mancher unbedachte Stoß Raumecken und Kanten abplatzen lassen. Kratzer und Nägel hatten unerwünschte Spuren im Wandbild eingegraben, unzählige Schuhsohlen die Sockelbereiche der Wände schwarz gefärbt. Der Beton bröckelte, Armierungseisen lagen blank. Insgesamt gab es zu wenig reflektierende Flächen, sodass von Anfang an zu viel des einfallenden Tageslichts geschluckt wurde. Alterungsspuren hatten die Düsterkeit der Räume noch verstärkt. Der hoffnungsvolle Geist der ursprünglichen Gestaltungsidee hatte sich in brutale Zweckmäßigkeit verwandelt. Heute empfängt die Schule ihre Zöglinge in frischem Weiß: Der von den Architekten sanierte Bestand erhielt eine neue Außenhaut mit einem Wärmedämm-Verbundsystem. Verputzt und in sanft abgetöntem Weiß gestrichen, versprüht diese nun die frische Eleganz der klassischen Moderne. Kontraste setzen dunkle Holz-Aluminium-Fenster, die für die Fensterbänder verwendet wurden. Im Innenraum blieb alles beim Alten, aber nur prinzipiell. Das ursprüngliche Farbkonzept wurde mit wenigen Eingriffen modernisiert und so der kalte, mausgraue Eindruck in warmherzige Eleganz verwandelt. Dazu wurde der gereinigte Sichtbeton zunächst weiß grundiert und anschließend grau lasiert, sodass der helle Untergrund nun fröhliche Lichtreflexe durch die nicht deckende obere Schicht hindurchwirft, ohne dass der Sichtbetoncharakter verloren gegangen ist. Paneele und Türen aus Eichenholz setzen den rauhen, schlichten Oberflächen warme Akzente entgegen, „sodass die Räume im Gesamteindruck nun edel wirken statt einfach nur einfach“, erklärt Böwer.
Die dunkelgrauen Metallelemente an den Decken wurden durch weiße Akustikpaneele ersetzt, die den Schall dämpfen und das einfallende Licht reflektieren. Geöltes Industrieparkett verleiht den Klassenzimmern eine heimelige Atmosphäre und lässt sie wertiger wirken als zuvor. Gläserne Wände verbinden statt zu trennen. Im Zuge der Sanierung passten die Planer auch das Raumprogramm an die Anforderungen der modernen Schulpädagogik an. Neu organisiert wurden insbesondere die naturwissenschaftlichen Fachräume, sowie der Verwaltungstrakt. Zudem entstand innerhalb der vorhandenen Kubatur eine neue Mensa. Glastrennwände zur angrenzenden Aula lassen diese großzügig und weitläufig wirken und beziehen die Schüler auch beim Mittagessen in das Schulleben ringsherum ein. Raumhohe Vitrinen, in denen etwa künstlerische Arbeiten aus den einzelnen Klassen ausgestellt sind, lockern die Atmosphäre weiter auf. In der Aula bieten neu eingerichtete Aufenthaltszonen den Schülern die Möglichkeit, sich hier auch dann aufzuhalten, wenn gerade keine Veranstaltung ansteht. Diese entwickelten Lösungen haben aus dem grauen Betongebirge Schritt für Schritt ein neues Gebäude geschaffen, das nach einer in drei Bauabschnitte gegliederten Umbauphase nun das geworden ist, was eine Schule idealerweise auch sein sollte: ein Ort, an dem das Lernen Spaß macht.