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3. April 2017, Architektenforum in Weimar Regionale Identität, gesellschaftlicher Wandel und Stadtentwicklung

Grosse Resonanz

Über 250 Architektinnen und Architekten waren am 3. April 2017 der Einladung zum 21. Brillux Architektenforum nach Weimar gefolgt. Dabei bot sich nicht nur die Gelegenheit, die Ideen des Bauhauses kennenzulernen und zu "inhalieren", was Henry van der Velde als erster Direktor der grossherzoglich-sächsischen Kunstgewerbeschule dafür leistete. Unter dem Motto "Stadtentwicklung im Spannungsfeld von regionaler Identität und gesellschaftlichem Wandel" befasste sich die Veranstaltung vielmehr mit dem Thema, wie kulturelles Erbe mit gesellschaftlichem Wandel unter übergeordneten Rahmenbedingen wie Klimaschutz und Energieeffizienz, demografischer Entwicklung und Mobilität zusammengeht.

Aktuell

Auch mit der 21. Auflage des Architektenforums wurde eine lebhafte Architekturdebatte angestossen. Im Mittelpunkt standen diesmal die sich ändernden Anforderungen und Bedürfnisse der Stadt. Und das nicht zufällig in Weimar, einer Stadt, die für eine unglaubliche städtebauliche Geschichte steht.

Geprägt durch unterschiedliche politische, kulturelle und gesellschaftliche Strömungen ist das Erbe dieser teilweise sehr widersprüchlichen Entwicklungen bis heute im Stadtbild ablesbar und Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes: Im Rahmen von fünf geführten Architekturexkursionen konnten sich die Teilnehmer selbst ein Bild davon machen und architektonische Highlights Weimars entdecken – ob zum Thema Bauhaus-Museum, Wohnhäuser der Moderne, Welterbe der Stadt, 200 Jahre Stadtbaugeschichte in der Jakobsvorstadt oder beispielhafte Projekte der IBA Thüringen.

Die Exkursionen boten wie immer eine wunderbare Ergänzung zu den Fachvorträgen. In engem Bezug zum Thema stand auch der Veranstaltungsort: Die Weimarhalle, die 1931 nach den Entwürfen von Max und Günther Vogeler im Stil der "Neuen Sachlichkeit" errichtet, nach wechselvoller Geschichte 1997 abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle und in ähnlicher Kubatur nach Entwürfen der Architekten Gerkan, Marg und Partner ersetzt wurde.

  • <p><i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Foto: Behrendt&Rausch

  • <p><i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Foto: Behrendt&Rausch

  • <p><i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Foto: Behrendt&Rausch

  • <p><i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Foto: Behrendt&Rausch

  • <p><i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Foto: Behrendt&Rausch

Informativ

Den Einstieg machten am Vormittag zwei Vorträge, die sich mit Weimar und Thüringen beschäftigten: Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen GmbH, stellte das IBA Projekt "STADTLAND" vor und machte damit Umdenken und Umbauen, Kooperationen und eine Kultur des guten Planens und Bauens in Stadt und Land zum Thema.

Angesichts von 45.000 leer stehenden Gebäuden – laut Ermittlung der IBA Thüringen – wird für sie der Umgang mit dem "LeerGut" (leer und gut) zu einer der wichtigsten Zukunftsaufgaben für Architekten und Planer, statt immer neu zu bauen, neue Flächen und Ressourcen zu verbrauchen. Anhand von Beispielen erklärte Marta Doehler-Behzadi, wie mit einer sorgsamen Beratung, Kreativität und intensiven Finanzierungsplanung neue Immobilienmärkte für leer stehende Bestandsgebäude erschlossen werden könnten.

"Gebäudebestand und Leerstand sind wertvoll und nutzbar. Sie sind Baukultur, Archiv und städtebaulicher Kontext. Und sie sind gesellschaftliche Ressourcen (Baumaterialien), mit denen überlegt, nachhaltig und kreativ gewirtschaftet werden muss", Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen GmbH.

Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Berlin, erläuterte als "Kenner von Weimar" aus der Sicht eines Stadtplaners und Sozialwissenschaftlers die bauliche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt und stimmte damit auf die anschliessenden Architekturexkursionen ein. Im Fokus seiner Betrachtungen stand das Umfeld des künftigen Bauhaus Museums Weimar, wo sich Weimarer und deutsche Moderne des 20. Jahrhunderts architekturgeschichtlich besonders konzentrieren.

Diese ausserordentlich sensible Lage beinhalte, so Bodenschatz, eine grossartige Chance, aber auch eine Herausforderung und Verpflichtung, über die Entwicklung dieses Gebietes einen grossen Schritt in die Zukunft zu gehen.

"Die Moderne in Weimar umfasst nicht nur die grosse Zeit des frühen Bauhauses in den Jahren einer hart umkämpften Demokratie, sondern die 'Hinterlassenschaften' der Nazi-Zeit wie der DDR. In einem solchen Verständnis ist Weimar in städtebaulicher Hinsicht als Modellstadt der ambivalenten Moderne während des 20. Jahrhunderts zu verstehen", Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Berlin.

  • <p>Dr. Marta Doehler-Behzadi; <i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Dr. Marta Doehler-Behzadi; Foto: Behrendt&Rausch

  • <p>Prof. Dr. Harald Bodenschatz&nbsp;(rechts) im Gespräch mit Moderator Burkhard Fröhlich; <i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Prof. Dr. Harald Bodenschatz (rechts) im Gespräch mit Moderator Burkhard Fröhlich; Foto: Behrendt&Rausch

  • <p>Roger Riewe; <i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Roger Riewe; Foto: Behrendt&Rausch

  • <p>Michael Schneider; <i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Michael Schneider; Foto: Behrendt&Rausch

Begeisternd

Die Nachmittagsreferenten setzten sich mit dem Spannungsfeld von "Stadtentwicklung" auf unterschiedlichste Art auseinander. Prof. Roger Riewe, Riegler Riewe Architekten, Graz, begeisterte mit seinem bildhaften Vortrag "Ein wenig mehr oder die Tiefe des Minimalen" die Teilnehmer des 21. Brillux Architektenforums. Anhand eines Supermarkt-Projektes beschrieb er, wie sich Architektur auch schon einmal über das Designmanual eines Unternehmens hinwegsetzen und mit "ein wenig mehr" Positives bewirken kann. Und als "Wohngeschichte" stellte er ein Wohnhaus-Projekt in München-Perlach vor, das geprägt ist vom gleichen Grundriss der 45-m²-Wohnungen, die immer anders genutzt und von den Bewohnern flexibel "in Besitz" genommen werden können.

"Im Abstrakten ein Spektrum an Raumbildern für viele zu öffnen, daran arbeiten wir – vom Entwurf bis zur Materialität. Gute Architektur entsteht durch Kommunikation – und dafür ist der Grundriss ein gutes Instrument", Prof. Roger Riewe, Riegler Riewe Architekten, Graz.

Michael Schneider, Caruso St. John Architects, Zürich, gab Einblick in die Gestaltungsideen des Büros. Er sprach darüber, warum ihre Fassaden nicht langweilig, sondern identitätsstiftend seien. Warum Vermischung der Nutzung den grössten Mehrwert bietet, den ihre Gestaltung einer Stadt bieten kann.

Anhand von Renderings zeigte er aktuelle Projekte von Caruso St. John Architects wie das Züricher Stadion mit seiner Einbindung in den städtebaulichen Kontext oder den Hauptsitz der Bremer Landesbank. Michael Schneider zeigte Dinge auf, die in Bewegung sind, stellte Details in den Fokus, die Architektur beschäftigen, damit Städte mehr Qualität bekommen.

"Die meisten Menschen sehen nur die Fassade eines Gebäudes. Sie soll darum sorgfältig und dem Ort angemessen sein, damit das Gebäude zum Stadtbild hin ein Gesicht bekommt", Michael Schneider, Caruso St. John Architects, Zürich.

Resümee

Die 21. Auflage des Brillux Architektenforums bestätigte einmal mehr die hohe Akzeptanz, die diese Veranstaltung als Diskussionsraum und Plattform für den Erfahrungsaustausch bei Architekten und Planern gefunden hat. Die Teilnehmer waren fasziniert von den Anregungen, wie sich zeitgemässer Umgang mit regionalen Baukulturen managen lässt. Die Brillux Architektenforen sind von mehreren Architektenkammern als Fortbildung zertifiziert.

Ausblick

Das nächste Brillux Architektenforum findet am 20. November 2017 in Wien – und damit erstmals in Österreich – statt.

  • <p><i>Foto: Behrendt&amp;Rausch</i></p>

    Foto: Behrendt&Rausch

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    Foto: Behrendt&Rausch

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    Foto: Behrendt&Rausch

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    Foto: Behrendt&Rausch

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