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Brillux Radio

Sonntag - Montag, 22.- 23. September 2024 Walk 'n' Talk Hamburg

Titelfoto: Carlsen Verlag © graupausen Fotografie Wiebke Lück

New Work – Neue Arbeitswelten

„New Work“ steht für ein neues Verständnis von Arbeiten. Es beschreibt den strukturellen Wandel bedingt durch die Digitalisierung und Globalisierung, aber auch durch die Bedürfnisse der nachfolgenden Generationen, die den Arbeitsmarkt bestimmen. Unternehmenskulturen werden zunehmend anpassungsfähiger gestaltet in denen Faktoren wie Potentialentfaltung und flexible Arbeitsgestaltung der Mitarbeiter/-innen mehr Bedeutung bekommen. Im Büro der Zukunft sollen reale und digitale Räume möglichst nahtlos miteinander verschmelzen.

Wie aber wirkt sich dieser Trend auf die Architektur neuer Arbeitswelten aus? Wie kann man ihn in bestehenden Gebäuden integrieren, um auch den herrschenden Anforderungen der Nachhaltigkeit gerecht zu werden? Sind solche Bestandsstrukturen eher hinderlich, oder kann sich besonders dort der kreative Charakter des neuen Arbeitsdenkens entfalten?

In unserem Veranstaltungsformat „Walk 'n' Talk“ „New Work – Neue Arbeitswelten“ widmen wir uns diesem Thema und stellen zwei hervorragende Beispiele vor, die diesen Ansprüchen sowohl inhaltlich als auch architektonisch besonders gerecht werden.

Carlsen Verlagscampus

In einem ehemaligen Industriegebäudekomplex im Hamburger Stadtbezirk Altona entstand im Mai 2021 eine neue Bürowelt für den Kinder- und Jugendbuchverlag Carlsen. Dort, wo früher der Fokus auf industrielle Fertigung lag, arbeiten heute mehr als 70 Mitarbeiter/-innen des Verlags. Als große Herausforderung stellte sich bei dem Projekt die Umwandlung der heterogenen Hallengebäude in eine effiziente Büroumgebung dar, die den spezifischen Anforderungen des Verlags gerecht wird. Ziel der behutsamen Interventionen war, die alte Nutzung der Industriehallen ablesbar bleiben zu lassen und gleichzeitig der neuen Nutzung Raum zu gewähren. Mit großer Verantwortung gegenüber dem Bestand wurde ein neues Regelwerk für die Umwandlung in eine moderne Bürolandschaft erarbeitet. Das Projekt erhielt den ICONIC AWARD Innovative Architecture 2021 und wurde ausgezeichnet mit dem Architektur Award Best Workspaces 2022 und dem German Design Award 2022. Bis zum Sommer 2024 wird das Areal des Carlsen Verlagscampus intensiv weiterentwickelt und um einen Neubau ergänzt, in dem de Winder Architekten erneut die Innenarchitektur verantworten.

Foto: Carlsen Verlag © Mark Seelen

Foto: Carlsen Verlag © Mark Seelen

Foto: Carlsen Verlag © Mark Seelen

Foto: Carlsen Verlag © Mark Seelen

Foto: Carlsen Verlag © graupausen Fotografie Wiebke Lück

Das Münchner Werksviertel – ausgezeichnet mit dem deutschen Städtebaupreis 2023/24

Gastbeitrag aus München: Podiumsdiskussion mit Johannes Ernst

"Gutes aus München – Gutes von Pfanni": So lautete 1969 der Slogan für die Kartoffelprodukte, die fast 50 Jahre vom Münchner Ostbahnhof aus weltweit exportiert wurden. Heute könnte das 40 ha große Werksgelände von Pfanni, Zündapp und Optimol selbst zum Exportschlager werden – denn es steht für die erfolgreiche Transformation einer Industriebrache zum lebendigen Stadtviertel.

Wie wurde aus der "größten Knödelküche Europas" erst die „größte Clubmeile Europas“ und schließlich ein preisgekröntes Stadtquartier? Wie kam es, dass ausgerechnet auf einer der wertvollsten Industriebrachen Deutschlands heute kleinteilige Ateliers neben riesigen Büroflächen, Hoch- und Subkultur, Hightech und Low-Tech, Gastronomie und Schafe produktiv koexistieren können?

Das Geheimnis des Werksviertels liegt in seiner schrittweisen, teils experimentellen Planung und einer privaten Bauherrenschaft, die den – baulichen wie kulturellen – Bestand als Ressource anerkennt und ihm mindestens den gleichen Wert beimisst wie dem Boden. Anstatt auf Abriss und kurzfristige Spekulationsgewinne haben die Eigentümer gemeinsam mit steidle architekten (Masterplan) von Anfang an auf Erhalt, Nachverdichtung und maximale Nutzungsmischung gesetzt. Sie haben die teils schwierigen Bestandsbauten immer weitergedacht und dabei auch den Zufall und das Ungeplante zugelassen. Prägende Beispiele dieser Transformation sind die von steidle architekten (um)geplante Knödelfabrik Werk3 in ein Büro-, Geschäfts- und Ateliergebäude, sowie die Konversion des Kartoffelmehlsilos Werk4 in eine hybride Skulptur, die heute ein Hostel, ein Hotel und ein Kletterzentrum fasst.

Die Auswahl der weiteren Architekturbüros war sorgfältig abgestimmt auf die jeweilige Planungsaufgabe und den spezifischen Ort. So finden sich im Werksviertel Bauten lokaler wie internationaler, junger wie etablierter Büros, darunter MVRDV (Rotterdam), Snøhetta (Oslo), Hild+K (München), Nieto Sobejano (Madrid/Berlin), Graft (Berlin) und N-V-O Nuyken von Oefele (München) – und zukünftig auch das Konzerthaus des Bayerischen Symphonieorchesters.

Über den Deutschen Städtbaupreis

Das Werksviertel wurde mit dem Deutschen Städtebaupreis 2023/2024 ausgezeichnet. Seit mehr als 40 Jahren dient der Deutsche Städtebaupreis der Förderung einer zukunftsweisenden Planungs- und Stadtbaukultur. Er wird alle zwei Jahre von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung ausgelobt und von der Wüstenrot Stiftung unterstützt. 2023 setzte sich das Werksviertel gegen insgesamt 50 Bewerber durch.

Foto: Werksviertel München © steidle architekten

Referent/-innen

Johannes Ernst

Johannes Ernst studierte in den 1990er Jahren in Berlin und Chicago u.a. bei Matthias Sauerbruch und Kees Christiaanse Architektur und Städtebau. Seit 1997 ist er im Büro Steidle und Partner in München tätig und führt seit 2005 gemeinsam mit Johann Spengler und Martin Klein die Steidle Architekten GmbH. International bekannte Projekte wie die Medienbrücke München, die Gesamtplanung Bundesgartenschau Heilbronn 2019, das Munich Urban Colab 2021 sowie die Pläne für die Umnutzung des Gruner und Jahr Verlagsgebäudes in Hamburg sind in dieser Zeit entstanden. Neben der Tätigkeit als Geschäftsführer ist Johannes Ernst in der Lehre tätig. Er ist seit 2011 als Masterplaner für das Projekts „Werksviertel München“ verantwortlich, der Transformation eines Industrie- und Fabrikareals in eine multifunktional gemischtes Stadtquartier.

Foto: Johannes Ernst © Sascha Kletzsch, steidle architekten

Wiebke Lück

Wiebke Lück begann 2017 die Ausbildung zur Medienkauffrau beim Carlsen Verlag. Nach Abschluss dieser wurde sie auf der Stelle der Trainee der Geschäftsführung mit der Projektleitung zweier Bauprojekte betreut, eines davon das „Dock20“. Inspiriert von diesen Erfahrungen studiert sie seit 2022 an der HafenCity Universität Hamburg Architektur.

Foto: Wiebke Lück © graupausen Fotografie Wiebke Lück

Klaus de Winder

Klaus de Winder ist Geschäftsführer des Büros de Winder Architekten in Berlin. Er entwickelt seit 1999 Architekturen und schwerpunktmäßig Raumkonzepte für neue Arbeitsumgebungen. Die Projekte reichen von Ausbauten im Neubau oder Bestand bis zu denkmalgeschützten Gebäuden, von mehrgeschossigen Bürolandschaften bis zu kleinformatigen Workspaces. In die Arbeiten fließen stets Möbelentwürfe ein, die mit dem Raumkonzept verschmelzen. Der in Zusammenarbeit mit Stern Architekten umgestaltete Carlsen Verlagscampus in Hamburg ist ein innovatives Umnutzungsbeispiel für eine moderne Arbeitswelt im ehemaligen Fabrikgebäude. 

Foto: Klaus de Winder © Mark Seelen

Torsten Stern

Torsten Stern hat in Wiesbaden Architektur studiert. 2002 gründete er sein eigenes Büro, Stern Architekten, und entwickelt im engen Dialog mit dem Kunden maßgeschneiderte Konzepte für modernes Bürodesigns. Mit 30 Jahren Berufserfahrung verfügt er über umfassende Erfahrungen in allen Bereichen des Bauens. Von Neubauten bis hin zu Revitalisierungen und Sanierung denkmalgeschützter Bauten wurde bereits eine Vielzahl von Objekten erstellt. Als Berater entwickelt er darüber hinaus für seine Kunden effiziente Vermarktungskonzepte für Immobilien aus unterschiedlichen Lebenszyklen und Strategien für Quartiersentwicklungen.

Foto: Torsten Stern © a-tour

Rückblick

Zertifizierung

Die Veranstaltung ist bei der unten stehenden Architektenkammer als Fortbildungsveranstaltung anerkannt worden:

Die Architektenkammer Berlin hat die Veranstaltung mit 4 Unterrichtseinheiten anerkannt.

Die Architektenkammer Bremen hat die Veranstaltung mit 4 Unterrichtsstunden anerkannt.

Die Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern hat die Veranstaltung mit 6 Fortbildungspunkten anerkannt.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hat die Veranstaltung mit 3 Fortbildungspunkten anerkannt.

Die Architektenkammer Schleswig-Holstein hat die Veranstaltung mit 4 Unterrichtseinheiten anerkannt.

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